05.10.16Berlin

Fast 500 Euro mehr – die Renten steigen

Wird das Geld im Alter knapp? Im Gegenteil: Die meisten können mit einem deutlichen Plus rechnen

„Rente muss reichen“ – fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund in seiner jüngst angelaufenen Kampagne. Und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hat das Thema dankend angenommen: „Wir brauchen eine Haltelinie für das gesetzliche Rentenniveau“, sagt sie.

Wer würde nicht unterschreiben, was so gerecht und plausibel klingt? Leben wir doch in einer Sozialen Marktwirtschaft mit dem berühmten Generationenvertrag, der älteren Menschen zusichert, am steigenden Wohlstand teilzuhaben. Und nun wird das Rentenniveau voraussichtlich von derzeit knapp 48 Prozent bis 2029 auf 44,6 Prozent zurückgehen, so hat es das Nahles-Ministerium vorgerechnet. Festgelegt hat der Gesetzgeber nur, dass das Rentenniveau bis 2030 nicht unter 43 Prozent fallen darf.

Viele fragen: Kann die Rente unter diesen Voraussetzungen noch zum Leben reichen? Aber die Frage beinhaltet einen Denkfehler. Ein kleiner Exkurs in die Definitionen hilft weiter: Das Rentenniveau gibt an, wie hoch die sogenannte Standardrente nach 45 Beitragsjahren mit stets durchschnittlichem Verdienst ist – und zwar in Prozent des Durchschnittseinkommens aller Arbeitnehmer im betreffenden Jahr.

Wenn die Löhne klettern, ist alles gut

Das Rentenniveau ist also kein Wert in Euro und Cent, sondern ein prozentuales Verhältnis. Das erklärt auch, dass die Renten trotz sinkenden Niveaus steigen: Die Arbeitgeber zahlen Jahr für Jahr höhere Löhne Gehaltskürzungen gibt es so gut wie nie. Das gilt auch für Arbeitnehmer, die mit ihrem Arbeitgeber einen individuellen Vertrag geschlossen haben und nicht tariflich entlohnt werden. Kurzum: Unterm Strich steigen die Durchschnittslöhne. Ist das Plus stark genug, steigen die Renten auch bei sinkendem Rentenniveau.

Sollte dies einmal nicht der Fall sein, greift die sogenannte Schutzklausel aus dem Sozialgesetzbuch VI. Sie untersagt Rentenkürzungen. Demnach erwartet die Rentner schlimmstenfalls eine Nullrunde. Sinken wird die Rente nie. Im Gegenteil: Laut Rentenversicherungsbericht 2015 klettert die Standardrente von heute 1.372 Euro bis 2029 auf 1.824 Euro.

Die Lebensarbeitszeit steigt

Seit 2012 verschiebt sich das gesetzliche Rentenalter schrittweise nach hinten – ab 2031 gilt für alle Neurentner eine Regelaltersgrenze von 67 Jahren. Schon heute zeigt sich, dass die Lebensarbeitszeit und damit die Versicherungsjahre zunehmen. Zwar kommen die wenigsten Arbeitnehmer auf 45 oder gar 47 Jahre, sondern derzeit im Schnitt auf 37 Beitragsjahre (Stand 2014). Mehr Beitragsjahre bedeuten höhere Rentenansprüche. Trägt man dem steigenden Renteneintrittsalter Rechnung, ergibt sich laut dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln für 2029 ein Rentenniveau von 46,6 Prozent. Das entspricht einer Standardrente von 1.905 Euro – gut 500 Euro mehr als heute.

Riester kommt on top

Aufgrund des demografischen Wandels gibt es immer weniger Beitragszahler und immer mehr Rentner. Um die Renten trotzdem finanzieren zu können, müssen die Beitragssätze steigen. Damit die Lasten für die nachfolgenden Generationen nicht unzumutbar hoch werden, hat der Gesetzgeber beschlossen, den Beitragssatz bis 2030 auf 22 Prozent zu deckeln. Momentan beträgt er 18,7 Prozent. Zu erreichen ist das nur über ein sinkendes Rentenniveau, die Renten werden also Jahr für Jahr etwas weniger angehoben, als die Arbeitsentgelte steigen.

Die Lücke, die sich damit auftut, soll durch den Ausbau der betrieblichen und der privaten Vorsorge geschlossen werden. Ein Stück weit bewegt sich das Rentensystem also weg vom demografieabhängigen Umlageverfahren und hin zu einer kapitalgedeckten Vorsorge. Dabei spart jeder Anleger für sich. Der Staat fördert dies unter anderem im Rahmen der sogenannten Rieste-Rente, benannt nach dem Ex-Minister Walter Riester, über Zulagen und Steuervorteile.

Zwar ist kein Bundesbürger gezwungen, per Riester vorzusorgen. Trotzdem ist Riester offizieller Bestandteil des Altersvorsorgekonzepts in Deutschland – so steht es im Alterseinkünftegesetz von 2005. Wenn der Musterrentner mit seinen 45 Beitragsjahren die staatliche Riester-Förderung voll ausschöpft, kann er sich 2029 einschließlich der gesetzlichen Rente über Altersbezüge von insgesamt 2.089 Euro freuen. Noch mehr wäre es bei 47 Beitragsjahren, dann hätte er ja auch zwei Jahre länger in die private Vorsorge eingezahlt.

Und die Inflation? 

Richtig ist: Steigende Preise verringern die Kaufkraft des Euros. Dennoch dürfte die Kaufkraft der Durchschnittsrente bei einer angenommenen Inflation von zwei Prozent im Jahr 2029 höher sein als heute.

Und nicht zuletzt träfe ein etwaiger Kaufkraftverlust durch die Inflation auch die Löhne – womit sich der Kreis schließt: Die Rentnergeneration soll am Wohlstand der Erwerbstätigen teilhaben, sich aber nicht – auf deren Kosten – besserstellen. Auch dieser Gedanke gehört zur nirgendwo geschriebenen, aber doch tief in der Gesellschaft verwurzelten Idee des Generationenvertrags.

Hier erklärt Renten-Experte Prof. Bernd Raffelhüschen, warum in der Renten-Debatte kein Grund zur Panik besteht.

Quellen: Rentenversicherungsbericht 2015; Institut der deutschen Wirtschaft Köln

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