09.03.17Berlin-Brandenburg

UVB: Job-Aufschwung in der Hauptstadtregion stößt an Grenzen

Wichtigste Branchen wollen laut Umfrage auch 2017 Arbeitsplätze schaffen – doch Fachkräfte-Engpässe könnten bald das Wachstum bremsen

Die Hauptstadtregion steuert in wichtigen Branchen auf einen Personalengpass zu, sollten sich Politik und Wirtschaft nicht intensiver um den Fachkräfte-Nachwuchs kümmern. „Die Baby-Boomer gehen in Rente, zugleich findet auf dem Arbeitsmarkt angesichts der Digitalisierung ein tief greifender Wandel statt. Viele sind darauf heute noch gar nicht eingestellt. Nötig ist eine Bildungsoffensive für alle Altersstufen, sonst droht der Aufschwung zu versanden.“ Das sagte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), auf der Jahrespressekonferenz am Donnerstag in Berlin.

„Die Unternehmen stehen von zwei Seiten unter Druck“, befand Amsinck. In Berlin werde bis 2027 jeder sechste, in Brandenburg jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Den Firmen gingen vor allem Fach- und Führungskräfte sowie Spezialisten verloren. Besonders in Brandenburg fehle zugleich der Nachwuchs. „Die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes auszuweiten, wäre daher fehl am Platz. Das würde nach der Rente mit 63 erneut dazu führen, dass weniger Ältere auf dem Arbeitsmarkt aktiv sind.“

Zudem stiegen die Anforderungen an das Personal – der Umgang mit Robotern oder das Programmieren von Software erforderten ganz andere Fähigkeiten als bislang. „Schutzbrille ab, Datenbrille auf: Das ist das Motto für die Fachkräfte von morgen. Schulen und Hochschulen müssen die jungen Menschen darauf vorbereiten, die Unternehmen die Fachkräfte für den technischen Wandel fit machen“, forderte Amsinck. „Hier brauchen wir mehr Investitionen und mehr Lehrkräfte als bislang.“

Für dieses Jahr rechnet der Dachverband der Wirtschaft in der Hauptstadtregion mit einer weiterhin guten Arbeitsmarktentwicklung. Eine Umfrage unter den 60 Mitgliedsverbänden habe ein solides Bild des Aufschwungs ergeben, berichtete der Hauptgeschäftsführer. Die Bauwirtschaft und das mit ihr verbundene Handwerk, der Garten- und Landschaftsbau, die Gesundheitsbranche, der Handel und die Startup-Firmen rechneten mit mehr Aufträgen und Umsatz sowie mit erhöhtem Personalbedarf. „Der Aufschwung ruht auf mehreren, stabilen Säulen. Die Sonderkonjunktur vor allem in der Hauptstadt geht weiter“, resümierte Amsinck.

Auf dieser Basis haben die UVB und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit den Personalbedarf der Firmen für 2017 prognostiziert. „Wir halten 56.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für realistisch“, sagte Amsinck. Der Großteil entfalle mit 47.000 auf Berlin, für Brandenburg geht die Prognose von 9.400 Stellen aus. Am meisten Dynamik gebe es in der Hauptstadt im Bereich der industrienahen Dienstleistungen mit einem Aufbau von 11.000 Jobs. „Die Industrie ist gut aufgestellt und expandiert – es wächst aber in erster Linie das firmennahe Servicegeschäft“, erklärte Amsinck. Im Sozialsektor (plus 5.600 Stellen), dem Handel (plus 4.400), dem Gastgewerbe (plus 4.000) sowie dem Gesundheitswesen (plus 3.100) werde es den stärksten Anstieg geben.

In Brandenburg liege die Pflegebranche vorne (plus 1.500), es folgten Logistik-Dienstleister (plus 1.300), das Baugewerbe (plus 900) sowie Gesundheit und Handel (jeweils plus 800). 2016 hatten die Unternehmen in beiden Bundesländern zusammen mehr als 77.000 neue Jobs geschaffen. Amsinck: „Wir bekräftigen daher unsere Wachstumsprognose von rund zwei Prozent mehr Wirtschaftsleistung für 2017 – in Berlin ebenso wie in Brandenburg.“

Mit Blick auf den zusätzlichen Fachkräftebedarf in den nächsten Jahren kümmerten sich die Unternehmen schon heute intensiv um mehr Ausbildung. So hätten die Betriebe in Berlin und Brandenburg 2015 und 2016 mehr als 2.700 zusätzliche Lehrstellen angeboten. Oft gelinge es aber nicht, diese Plätze mit den passenden Jugendlichen zu besetzen. Viele Betriebe stellten zudem Fachkräfte aus dem Ausland ein. Amsinck erneuerte das Angebot der Wirtschaft an den Senat, bis zu 2.000 Arbeitslose und Geflüchtete in den Bildungseinrichtungen der Branchen auf den Beruf vorzubereiten. Hier müsse die Politik aber Hilfestellung leisten.

Die Bilanz der ersten 100 Tage des neuen Senats falle aus UVB-Sicht „enttäuschend“ aus, sagte Amsinck. Beim Kernthema von Rot-Rot-Grün, mehr Investitionen in die wachsende Stadt, sei noch nicht viel Zählbares geschehen. Entscheidend sei, dass zusätzliches Geld für Projekte rasch bei den Betrieben ankomme. Amsinck: „Der Senat sollte mehr Wirtschaft wagen. Er muss den Ideen und dem Mut der Unternehmen und ihrer Belegschaften vertrauen.“

Beim Thema Verkehr rief der UVB-Hauptgeschäftsführer den Senat dazu auf, ein Gesamtkonzept für den zunehmenden Verkehr vorzulegen. „Wir brauchen einen besser funktionierenden Wirtschaftsverkehr. Nicht abgestimmte Einzelmaßnahmen, die Mobilität verhindern, kosten Wachstum und Wohlstand.“ Vor allem Verbindungen ins Umland müssten ausgebaut werden. „Darum fordern wir ein länderübergreifendes Konzept mit einer viel intensiveren Zusammenarbeit von Berlin und Brandenburg.“ Die Wirtschaft biete dazu ihre Mitarbeit an.

Mit größter Sorge verfolgt die UVB die Geschehnisse am BER. „Die anhaltenden Turbulenzen und der noch immer nicht feststehende Eröffnungstermin sind eine schwere Hypothek für den Wirtschaftsstandort Berlin-Brandenburg“, kritisierte Amsinck. „Wir brauchen endlich Klarheit und Verlässlichkeit.“

Prognose 2017

Arbeitsmarkt-Prognose 2017
Prognose 2017: Brandenburg
Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) sind die Stimme der Wirtschaft in der Hauptstadtregion. Wir stehen für 60 Mitgliedsverbände aus allen wichtigen Branchen, von der Autoindustrie bis zur Startup-Branche. Als Landesvereinigung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und Landesvertretung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) setzen wir uns für die Belange der regionalen Wirtschaft auf Bundesebene ein. Unser ordnungspolitisches Leitbild ist die Soziale Marktwirtschaft mit einem funktionierenden Wettbewerb. Für uns sind unternehmerische Freiheit, ökonomische Leistungsfähigkeit und Verantwortung für das Gemeinwohl untrennbar miteinander verbunden.

Eindrücke

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Arbeitsmarkt-Prognose 2017
Prognose 2017: Berlin

So viele neue Jobs entstehen 2017 in Berlin.

Prognose 2017: Brandenburg
Prognose 2017: Brandenburg

So viele neue Jobs entstehen 2017 in Brandenburg.

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