23.07.19Berlin

Befristungen helfen beim Stellenaufbau

Firmen, die befristete Arbeitsverträge schließen, schaffen mehr Jobs

Unternehmen sollen in Zukunft weniger befristete Arbeitsverträge abschließen können. Das ist der Plan von Union und SPD im Bund. Angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche hätte dies Nachteile für den Arbeitsmarkt.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will vermutlich im Herbst einen Gesetzentwurf vorlegen, der sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen einschränkt. Wie auch immer die Regelungen konkret ausfallen: Sie werden die Falschen treffen. Denn die Unternehmen sind bei Befristungen eher zurückhaltend:

Viele Befristungen im öffentlichen Dienst

Im Jahr 2017 waren in den deutschen privaten Unternehmen nur 7,1 Prozent der Arbeitsverträge befristet. Dagegen waren es im öffentlichen Dienst 9,5 Prozent. Kirchen und Wohlfahrtsverbände kamen sogar auf 15,5 Prozent.

Geplant ist, sachgrundlose Befristungen auf maximal 18 Monate und auf 2,5 Prozent der Beschäftigten in Unternehmen ab 75 Mitarbeitern zu beschränken. In konjunkturell schwierigen Zeiten könnte das aber für große Probleme sorgen. Zum einen hätten dann gut drei Viertel der Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern plötzlich zu viele befristet Beschäftigte an Bord. Zum anderen zeigt eine neue Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, dass Befristungen vor allem von Firmen genutzt werden, die Beschäftigung aufbauen (siehe Grafik).

Grafik befristete Arbeitsverträge

 

In Firmen mit wachsender Belegschaft hatten knapp 11 Prozent der Beschäftigten einen befristeten Vertrag. In Betrieben, die zuletzt Stellen abgebaut haben, traf dies dagegen  nur auf 5 Prozent der Mitarbeiter zu.

Neue Jobs auch in unsicherer Zeit

Befristete Arbeitsverträge erleichtern es den Unternehmen, auch in unsicheren Zeiten Stellen zu schaffen. Denn es sind eben nicht sofort betriebsbedingte Kündigungen nötig, wenn die Geschäfte schlechter laufen als erwartet. Zudem lässt sich während der zwei Jahre, für die sachgrundlose Befristungen derzeit zulässig sind, die Eignung eines neuen Mitarbeiters besser beurteilen.

Die Unternehmen missbrauchen die Möglichkeit der befristeten Verträge nicht. Das zeigt auch die Tatsache, dass die deutschen Firmen im ersten Halbjahr 2017 fast 46 Prozent der befristeten Arbeitsverhältnisse in unbefristete umgewandelt haben.

Fast jeder zweite Arbeitsvertrag wird entfristet bei guter Konujunktur

Das ist gegenüber 2010 eine Zunahme um 10 Prozentpunkte. Vor allem aber ist es eine viel höhere Quote als im öffentlichen Dienst, wo im gleichen Zeitraum nur jeder vierte befristet Beschäftigte einen unbefristeten Vertrag erhielt.

Die Digitalisierung in den Unternehmen bedeutet zudem offenbar nicht, dass es mehr Befristungen gibt – im Gegenteil: In Betrieben, für die das Internet keine große Rolle spielt, ist die Befristungsquote höher als bei Unternehmen mit webbasierten Geschäftsmodellen.

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