21.03.20

"Es wird einige Monate dauern, bis wir wieder auf Volllast sind"

UVB-Chef Amsinck zur Corona-Krise

Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg, Christian Amsinck, hofft, dass die Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaft nach einer gewissen Zeit abklingen und dann noch genügend Mitarbeiter da sind, um den Neustart zu meistern.

MAZ: Herr Amsinck, können Sie das Ausmaß der Krise schon absehen?

Christian Amsinck: Die Corona-Krise ist eine historische Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. In vielen Branchen brennt es lichterloh. Deswegen sind die getroffenen Regeln für die Kurzarbeit so wichtig, weil sie Beschäftigung sichern. Wir brauchen alle Mitarbeiter, wenn der Motor wieder anläuft. Wann das sein wird, kann keiner sagen. Ich habe aber die Hoffnung, dass wir nach einer gewissen Zeit wieder in die Spur kommen.

Wie geht es den Brandenburger Unternehmen gerade?

Die Lage ist schwierig. Angefangen hat es mit Hotels und Gaststätten, wo bei vielen Betrieben die Umsätze auf null gesunken sind. Dann waren Einzelhändler betroffen, und jetzt steht uns die nächste Welle bevor, die das produzierende Gewerbe betrifft, weil die Lieferketten brüchig werden.

Wer ist gerade besonders betroffen?

Unmittelbar betroffen ist zum Beispiel die Logistikbranche. Wenn die Produktion heruntergefahren wird, fallen die Transporte weg. Auf der anderen Seite haben wir das Phänomen, dass Fahrer gesucht werden, um den Lebensmitteleinzelhandel aus den Großlagern in Brandenburg zu beliefern. Supermärkte berichten uns, dass sie dringend Leute benötigen, die die Regale wieder auffüllen. Hier muss man Regeln für die Überlassung von Arbeitnehmern schaffen, damit es einfacher wird, Mitarbeiter dort einzusetzen, wo sie gerade gebraucht werden.

Glauben Sie, dass sich das mit den leeren Regalen legen wird, wenn sich die Menschen an den Krisenmodus gewöhnt haben und merken, dass es nicht an Nachschub fehlt?

Das glaube ich schon. Das ist ein psychologischer Effekt. Es geht ja nicht nur um das Hamstern. Es kommt noch hinzu, dass die Menschen gerade mehr einkaufen, weil Gaststätten geschlossen haben oder Mensen und Mitarbeiterkantinen.

Was braucht die Wirtschaft, um diese Krise zu überstehen?

Es ist schon einiges angepackt worden, zum Beispiel die Kurzarbeit. Es ist wichtig, dass die Betriebe bei den Personalkosten entlastet werden, weil die Umsätze fehlen. Es ist wichtig, dass ihnen Darlehen und Zuschüsse gewährt werden, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Es ist wichtig, dass Steuern gestundet oder Vorauszahlungen ausgesetzt werden. Ganz wichtig wäre es auch, wenn sich Mieter und Vermieter einigen könnten, dass Pachtzahlungen bei Gewerbe-Objekten wie Büros oder Ladenlokale in Notlagen gestundet werden.

Brandenburg stellt in einem ersten Schritt 7,5 Millionen Euro zur Verfügung, ehe der große Rettungsschirm von 500 Millionen Euro ausgebreitet wird. Reicht das?

Die 7,5 Millionen Euro können wirklich nur der erste Schritt sein. Ich denke, das weiß in Potsdam auch jeder. Wir brauchen diesen Rettungsschirm. Wenn jetzt Darlehen gewährt werden, ist es immens wichtig, dass sie zinslos sind und die Betriebe ausreichend Zeit erhalten, sie zurückzuzahlen. Es ist jetzt ganz wichtig, dass unsere wirtschaftlichen Strukturen durch staatliche Hilfen und Zuschüsse erhalten bleiben, damit der Motor wieder hochfahren kann.

Wie lange dauert es, bis die Wirtschaft nach solchen Einschränkungen wieder hochgefahren ist?

Es wird sicher einige Monate dauern, bis wir wieder auf Volllast sind. Man kann ja nicht davon ausgehen, dass in den Touristengebieten sofort wieder die Hotels ausgebucht sind oder dass die Konsumenten wieder sofort zugreifen, als hätte es die Krise nie gegeben. Da spielt Psychologie auch eine große Rolle.

Was würde eine Ausgangssperre für die Wirtschaft bedeuten?

Das wäre ein scharfes Schwert, und ich hoffe noch, dass wir darum herumkommen. Das setzt aber voraus, dass die Menschen vernünftig sind und sich nicht in größeren Gruppen draußen treffen.

Wie wichtig ist es, dass der öffentliche Nahverkehr und die Regionalbahnen weiter angeboten werden?

Wir müssen die Arbeitsfähigkeit der Unternehmen aufrechterhalten. Dafür müssen die Menschen zur Arbeit kommen. Deswegen müssen Busse und Züge dringend weiter fahren.

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