09.01.25Berlin

Feiertage verlegen? Das will die Wirtschaft

Mehr Produktion, geringere Kosten: Den Unternehmen würde eine Ausweitung der Arbeitszeit helfen

Was ist mit dem Standort Berlin los?

Die Wirtschaftskrise geht auch an der Hauptstadt nicht spurlos vorüber. Zwar steckt Berlin nicht in der Rezession. Doch die Geschäfte in vielen Branchen laufen nicht gut, die Arbeitslosigkeit nimmt seit vielen Monaten zu und ist die zweithöchste bundesweit. Hinzu kommt der schlechte Zustand der Infrastruktur und die enorme Verschuldung von mehr als 66 Milliarden Euro. Die Stadt braucht mehr Wachstumsdynamik, um wieder ins Plus zu kommen.

Warum sollte es weniger Feiertage geben?

Die Umwidmung eines Feiertags in einen Gedenktag oder die Verlegung auf ein Wochenende wären eine von vielen Möglichkeiten, die Wirtschaft zu stärken. Eine in Berlin um 230 Millionen Euro höhere Wirtschaftsleistung wäre der unmittelbare Nutzen davon, wie die UVB auf der Basis von Bundesbank-Berechnungen kalkuliert hat. In Brandenburg würde der volkswirtschaftliche Gewinn bei rund 120 Millionen Euro liegen. Die Jahres-Arbeitszeit der Beschäftigten, eine der niedrigsten im internationalen Vergleich der Industrieländer, würde leicht steigen.

Ist die schlechte Konjunktur der einzige Grund für den Vorstoß?

Nein, Berlin und Deutschland stehen als Standort vor großen, längerfristigen Herausforderungen. Die Demografie erschwert die Finanzierung der Sozialsysteme immer mehr. Der Gesamtbeitrag zur Sozialversicherung ist zu Jahresbeginn auf mehr als 42 Prozent gestiegen, das belastet Arbeitnehmer und Arbeitgeberinnen gleichermaßen. Zudem funktioniert das deutsche Exportmodell nicht mehr wie über viele Jahre gewohnt – Energie ist teurer geworden, der freie Handel steht unter Druck. Es sind noch viele weitere Maßnahmen denkbar, die den Firmen Rückenwind geben würden: weniger Bürokratie, eine investitionsorientierte Steuerreform, eine bessere Bildung und vieles mehr.

Die Arbeitszeit in Deutschland gehört zu den kürzesten unter den OECD-Ländern.

Was bringt es den Unternehmen, wenn es weniger Feiertage gibt?

Die Unternehmen können ihre Maschinen länger laufen lassen und können bei weitgehend gleichbleibenden Kosten mehr erwirtschaften. Damit werden auch die Arbeitsplätze sicherer.

Wer bestimmt über die Feiertage?

Der Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober ist ein bundesgesetzlich geregelter Feiertag und ist entsprechend vom Bund festgelegt. Über alle anderen arbeitsfreien Tage entscheiden die Bundesländer in Eigenregie. Deshalb gibt es in Bayern zwölf arbeitsfreie Tage im Jahr, in einigen Regionen des Landes sogar 14, in Berlin und Brandenburg aber weniger. Hier spielen auch historische Gründe eine Rolle.

In Berlin gelten 2025 die folgenden Feiertage: Neujahr, Karfreitag, Ostermontag, Tag der Arbeit, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Tag der Deutschen Einheit, Weihnachten, 2. Weihnachtstag. Der Internationale Frauentag (8. März) fällt in diesem Jahr auf einen Samstag. Es gibt einen zusätzlichen Feiertag am 8. Mai, dort wird dem 80. Jahrestag des Kriegsendes gedacht.

In Brandenburg gibt es folgende gesetzliche Feiertage in diesem Jahr: Neujahr, Karfreitag, Ostermontag, Tag der Arbeit, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Tag der Deutschen Einheit, Reformationstag, Weihnachten, 2. Weihnachtstag.

Zeigt nicht das Beispiel Bayerns, dass mehr Feiertage auch mehr Wohlstand bringen?

Hier besteht kein Zusammenhang. Andere Bundesländer können sich mehr Feiertage leisten, weil sie eine stärkere Wirtschaftskraft haben, etwa durch einen höheren Industrieanteil an der Wertschöpfung. Berlin und Brandenburg haben sich zwar beim Wachstum über viele Jahre positiv entwickelt. Doch sie spüren gerade bei der Wirtschaftsstruktur noch immer die Spätfolgen der deutschen Teilung.

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