Die Kolumne "In der Lobby" mit Beiträgen von Stefan Moschko, Christian Amsinck und anderen findet sich hier.
Knappe Gewerbeflächen: Wohnen und Wirtschaften gehören zusammen
Es wird eng in Berlin. Immer mehr Flächen werden für den Wohnungsbau reserviert, für Schulen oder Verkehrswege. Schon heute fehlen zehntausende Wohnungen und die dazugehörige Infrastruktur. Die Stadt wächst in den kommenden Jahren weiter, das sagen alle Prognosen.
Trotzdem wäre es falsch, alle freien Flächen nur noch dem Wohnungsbau zuzuschlagen. Auch für Industrie und Gewerbe muss Platz sein. Unternehmen sorgen für Arbeitsplätze, für Ausbildung, für Steuereinnahmen und für Innovationen. Darum sind sie für das Gemeinwesen unerlässlich. Und doch ziehen sie beim Ringen um den knapper und teurer werdenden Platz oft den Kürzeren.
Das ist bedenklich. Eine Großstadt ohne Gewerbe ist nicht vorstellbar. Wertschöpfung findet nicht immer nur in Büros statt, sondern auch in Werkstätten und Fabrikhallen. Unsere moderne und emissionsarme Industrie ist dabei Welten entfernt von der mitunter lauten Fertigung früherer Tage.
Das enge Miteinander von Wohnen und Arbeiten war zudem schon seit der Industrialisierung eine Stärke und Besonderheit Berlins. Beschäftigte und Lieferanten haben dadurch kurze Wege. Zudem bleiben Gewerbesteuer-Einnahmen in der Stadt und fließen nicht ins Umland. Nicht umsonst hat Siemens dieses Prinzip beim Umbau des Siemensstadt Square auf eine neue Stufe gehoben.
Deshalb muss es auf den 892 Quadratkilometern des Stadtgebietes immer auch Platz für Industrie und Gewerbe geben. Der Senat muss dafür sorgen, dass Flächen für die Wirtschaft reserviert werden. Im Steuerungskreis Transformation der Berliner Industrie haben wir kürzlich mit der Politik verabredet, einen digitalen Zwilling mit einer Übersicht über alle nutzbaren Gebiete und Grundstücke für die Industrie zu erstellen. Hier brauchen wir jetzt eine konsequente Umsetzung.