Mobility Innovators: Myflexbox – stadtgerechte Lösung für den Onlineboom?
Kann der Aufbau anbieteroffener Packstationen den innerstädtischen Verkehr entlasten? Lukas Wieser, Co-CEO & Founder von myflexbox, ging in der Frühstücksdebatte von eMO und UVB auch dieser Frage nach.
Packstationen – wichtige Funktion im wachsenden KEP-Markt
Der Markt der Kurier-, Express- und Paket-Dienste (KEP) wächst weiter. Allein zwischen 2011 und 2022 hat sich das Paketvolumen in Deutschland von 2,4 Mrd. auf 4,2 Mrd. nahezu verdoppelt. Für das Jahr 2027 rechnet die Branche mit 5,3 Mrd. Paketsendungen. Wird nicht gegengesteuert, wird diese Entwicklung zu weiteren Belastungen in den Innenstädten führen. Stichworte sind dabei mehr Staus, Zweite-Reihe-Parken, unnötige Wege durch Mehrfachlieferungen etc. Packstationen sind eine bereits bestehende Möglichkeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Vor diesem Hintergrund hatte die Frühstücksdebatte von UVB und eMO am 13. Oktober 2023 Lukas Wieser, Co-CEO & Founder von myflexbox zu Gast.
myflexbox – Wachstumsstrategie für Deutschland und Österreich
2018 in Österreich gegründet hat das Unternehmen myflexbox in den vergangenen 5 Jahren eine rasante Entwicklung genommen. In Österreich gibt es mittlerweile 530 Standorte und das Unternehmen agiert als Wettbewerber auf Augenhöhe mit der österreichischen Post und Amazon. Nach dem Markteintritt 2022 in den deutschen Markt will das Unternehmen auch hier Fuß fassen. In Berlin gibt es derzeit ca. 60 Packstationen.
Alleinstellungsmerkmal ist das anbieteroffene Schließfachsystem
Das Neue am Geschäftsmodell von myflexbox besteht in anbieteroffenen und unabhängigen Schließfachsystemen. Damit bleibt die Sichtbarkeit des KEP-Dienstleisters gegenüber dem Kunden erhalten. Gleichzeitig können verschiedene Anbieter eine Packstation nutzen und sich teilen. Auf dem österreichischen Markt konnten u.a. Unternehmen wie DPD, GLS, UPS, FedEx und DHL Express gewonnen werden. Mit dem Einstieg des Investors Star-Capital stehen für den Aufbau weiterer Packstationen 75 Mio. Euro zur Verfügung. Bis 2025 sollen damit bis zu 4.000 Abholstationen in Österreich und Deutschland geschaffen werden.
Berlin und Deutschland – relevanter Wachstumsmarkt
Auch die Teilnehmer der Frühstücksdebatte sehen ein großes Wachstumspotenzial für Berlin und Deutschland. So haben 43 Prozent der Teilnehmer aktuell Probleme mit der „normalen“ Haustürzustellung. Das ergibt bei 4,2 Mrd. Zustellungen pro Jahr ein Marktpotenzial von 1,8 Mrd. Paketeinlagerungen in Packstationen. Zusätzliches Mengenwachstum verspricht sich myflexbox auch von Preisdifferenzierungen, wie sie anderen europäischen in Ländern bereits üblich sind. Dort werden für Haustürzustellungen deutlich höhere Preise fällig als bei der Anlieferung an Packstationen.
In den kommenden zwei bis drei Jahren könnte eine solche Preisdifferenzierung auch auf dem deutschen Markt Realität werden. Auch die Retourenquote von derzeit rund 25 bis 30 Prozent dürfte nach Auffassung der Teilnehmer der Frühstücksdebatte die Marktentwicklung von Packstationen positiv beeinflussen. Denn Retouren lassen sich durch die Packstationen besonders kundenfreundlich und einfach abwickeln.
Zum Format
"Gute Ideen am Morgen" – das ist das Motto der monatlichen Frühstücksdebatte „Mobility Innovators Group“, zu der die Berliner Agentur für Elektromobilität eMO bei Berlin Partner und Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) monatlich einladen. In exklusiver Runde tauschen sich Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über zukunftsfähige Mobilitätskonzepte für Berlin aus.