27.11.19Berlin

"Wir müssen mehr junge Menschen in Brandenburg für duale Ausbildung begeistern."

UVB-Geschäftsführer Schirp fordert mehr Unterstützung für Berufsschulen.

Brandenburg braucht Fachkräfte - nicht zuletzt wegen der Tesla-Ansiedlung in Grünheide. Deshalb ist die duale Ausbildung wichtig. Von Oktober 2018 bis Ende September 2019 meldeten sich 14.197 Jugendliche bei der Berufsberatung der Agenturen für Arbeit auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Das waren 472 junge Menschen weniger als im letzten Jahr. Unter diesen Jugendlichen waren 831 junge Geflüchtete, 75 mehr als 2018.

Die Zahl der bei den Arbeitsagenturen gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen lag im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert bei 13.754. Ende September waren 1.215 Bewerber unversorgt, 23 mehr als vor einem Jahr. 1.789 betriebliche Ausbildungsstellen waren noch unbesetzt, 76 weniger als im September 2018.

Die beste Versicherung gegen Fachkräftemangel: dual ausbilden

„Die duale Ausbildung steht in Brandenburg hoch im Kurs. Für die Unternehmen ist sie weiterhin die beste Versicherung gegen den Fachkräftemangel", sagte UVB-Geschäftsführer Alexander Schirp bei der Bilanz-Pressekonferenz zum Ausbildungsjahr in Teltow. Das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen habe zuletzt fast ein Drittel über dem Stand von 2010 gelegen. "Viele Unternehmen würden gerne noch mehr junge Menschen ausbilden. Doch die Suche nach talentierten und motivierten Bewerbern bleibt zu oft vergeblich", bemängelte er. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze habe sich seit 2010 fast verdreifacht auf nun 1.789. Die tatsächliche Situation sei dabei womöglich noch problematischer.

Schirp stufte dies als besorgniserregend ein. "Wir müssen deshalb darum kämpfen, so viele junge Menschen aus der Region wie möglich für eine duale Ausbildung zu begeistern. Gerade in Berlin ist das Potenzial dafür noch sehr groß. Parallel dazu ist es wichtig, die betriebliche Ausbildung attraktiver zu machen. Dazu gehört, dass die Berufsschulen genügend qualifizierte Lehrkräfte einstellen und über eine zeitgemäße digitale Ausstattung verfügen können." Daran müsse die neue Landesregierung unbedingt arbeiten, forderte er. Die duale Ausbildung sei viel besser als ihr Ruf – sie biete erstklassige Karrierechancen, und die Vergütungen sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.

MINT-Berufe haben Zukunft

Gastgeber der Pressekonferenz war die Diehl Metal Applications GmbH. Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, sagte: „Wir haben heute bei der Diehl Metal Applications GmbH gesehen, welche interessanten Berufe es in der Industrie in Brandenburg gibt. Es sind Berufe, die immer stärker mit der Digitalisierung verknüpft sind und die die Fähigkeiten junger Leute in der Ausbildung fordern. Es ist eine besondere Aufgabe aller Partner am Ausbildungsmarkt, das Interesse junger Menschen für die MINT-Berufe zu wecken und zu fördern. Vor allem sollte hier das Potenzial junger Frauen gehoben werden.

In den nächsten zehn Jahren werden rund 200.000 Beschäftigte altersbedingt aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Wer auch in Zukunft auf gut ausgebildete Fachkräfte zurückgreifen kann, hat im Wettbewerb der Standorte die Nase vorn. Es stimmt optimistisch, dass die Zahl der ausbildenden Betriebe seit 2014 stetig zugenommen hat und damit auch die Zahl der Auszubildenden sich konstant erhöht hat. Allen daran Beteiligten mein Dank mit der Aufforderung, nicht nachzulassen.“

Berufsausbildung aufwerten

Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg, hob die Rolle der Politik hervor. „Damit die duale Berufsausbildung auch in Zukunft ein vielversprechender Berufsweg für junge Menschen ist, muss betriebliche Ausbildung attraktiv sein. Mit dem neuen Gesetz zur Modernisierung und Stärkung der beruflichen Bildung, das voraussichtlich am 1. Januar 2020 in Kraft tritt, haben Bundestag und Bundesrat ein gutes Reformpaket auf den Weg gebracht. Beispielhaft sei die Mindestvergütung für Auszubildende genannt.“ 

Mit den Gesetzesänderungen verbunden sind unter anderem die Einführung einer Mindestausbildungsvergütung, eine bessere Anrechnung der Berufsschulzeiten, eine Stärkung der ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer. „Mit dem neuen ,Bachelor Professional‘ und ,Master Professional‘ wird eine echte, gleichwertige Alternative zur akademischen Ausbildung angeboten – und damit attraktive Entwicklungsperspektiven in den Brandenburger Betrieben“, so Steinbach weiter. Brandenburg brauche beruflichen Nachwuchs im Handwerk und im Mittelstand, das neue Berufsbildungsgesetz trage zum „Aufschwung der dualen Ausbildung“ bei.   

„Für Brandenburg ist die duale Ausbildung ein Zukunftsthema", urteilte Christian Hoßbach, Vorsitzender des DGB Berlin-Brandenburg. "Jugendliche, die keine passende Lehrstelle finden, drohen der dualen Ausbildung verloren zu gehen – und damit als Fachkräfte von morgen zu fehlen. Bei der Zahl der Ausbildungsplätze gibt es auch dieses Jahr nur eine Seitwärtsbewegung statt des nötigen Aufschwungs. Das Land muss jetzt entschieden die Rahmenbedingungen verbessern: Angesichts der oft langen Wege zwischen Heimatort und Ausbildung müssen die Träger der beruflichen Schulen mehr Wohnheimplätze bereitstellen. Bisher gibt es nicht einmal einen Überblick darüber, wie viele Plätze es im Einzugsbereich der Oberstufenzentren überhaupt gibt, hier muss die Landespolitik Transparenz schaffen. Auch für Ausbildungsinteressierte müssen die Informationen über Wohnheime einfach zugänglich sein.“

Stark im Kommen: weibliche Auszubildende

Bei Diehl Metall Applications habe die betriebliche Ausbildung einen hohen Stellenwert, sagte Dieter Landgraf, Geschäftsführer des Unternehmens.  "An unseren Standorten produzieren wir zukunftsträchtige Produkte, für die wir das Know-how von Fachkräften benötigen. Eine Ausbildung ist eine sehr gute Grundlage für weitere Karriereschritte, so haben viele unserer Fach- und Führungskräfte bei uns als Auszubildende angefangen. Dabei legen wir unser Augenmerk nicht ausschließlich auf Abiturienten, sondern auch auf talentierte Schüler/innen mit einem guten Real- oder Hauptschulabschluss. Wir freuen wir uns auch über den steigenden Anteil an weiblichen Nachwuchskräften: so haben wir an unserem Standort in Teltow im Bereich Werkzeugbau vier weibliche und zwei männliche Auszubildende.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, laden wir regelmäßig Schüler/innen zu uns ein, um durch Schnuppertage, Werksbesichtigungen, Zukunftstage und Schulpraktika ihr Interesse an technischen Ausbildungsberufen zu wecken. Wir stellen jedoch fest, dass viele Schüler/innen nicht ausreichend auf eine Ausbildung vorbereitet sind. Unser Anliegen an die Bildungspolitik ist, dass Schulen den Unterricht praxisorientierter gestalten, mehrere Praktika vorsehen und Kapazitäten für die Vernetzung mit Unternehmen schaffen.“

Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) sind die Stimme der Wirtschaft in der Hauptstadtregion. Wir stehen für 60 Mitgliedsverbände aus allen wichtigen Branchen, von der Autoindustrie bis zur Startup-Branche. Als Landesvereinigung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und Landesvertretung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) setzen wir uns für die Belange der regionalen Wirtschaft auf Bundesebene ein. Unser ordnungspolitisches Leitbild ist die Soziale Marktwirtschaft mit einem funktionierenden Wettbewerb. Für uns sind unternehmerische Freiheit, ökonomische Leistungsfähigkeit und Verantwortung für das Gemeinwohl untrennbar miteinander verbunden.

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