26.09.19Potsdam

Neue Koalition in Brandenburg braucht klare Agenda für mehr Wachstum

Hauptgeschäftsführer Amsinck: „Regierung muss schnell und intensiv die Rahmenbedingungen für Investitionen verbessern" - IW-Studie warnt vor Demografie-Risiken und wachsendem Stadt-Land-Gefälle

Die Wirtschaft in Brandenburg erwartet von der nächsten Landesregierung einen klaren Fokus auf mehr Wachstum. Das Land müsse dringend seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern, etwa in den Bereichen Infrastruktur, Bildung und Daseinsvorsorge, erklärten die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) am Donnerstag in Potsdam. „Für die Wirtschaft ist es wichtig, dass der Staat seine Aufgaben besser erfüllt, auch in ländlichen Regionen. Die Wähler haben das mit ihren Entscheidungen am 1. September bekräftigt“, sagte UVB-Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck.

Mehr Dynamik nötig

„Wir wünschen uns von der neuen Koalition, dass sie Veränderungen mit mehr Tempo umsetzt. Brandenburg muss agiler und dynamischer werden, gerade angesichts der schlechteren gesamtwirtschaftlichen Lage.“

Brandenburg brauche bessere Strukturen, um die aktuellen Herausforderungen bewältigen zu können, führte Amsinck weiter aus. Für die Planung öffentlicher Vorhaben und Ausschreibungen sowie für die Auftragsvergabe sei mehr qualifiziertes Personal nötig. Zugleich müsse der Staat spürbar  Bürokratie abbauen. „Wir sehen mit Sorge, dass die möglichen Koalitionspartner das Vergabegesetz noch komplizierter machen und zusätzliche Vergabekriterien einführen wollen. Das schadet am Ende dem Mittelstand, weil sich so immer weniger Unternehmen um Aufträge der öffentlichen Hand bewerben.“

IW-Direktor Hüther: "Wachsendes Stadt-Land-Gefälle"

Gestützt werden die UVB-Empfehlungen durch eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mit dem Titel „Räumliche Entwicklung in Brandenburg: Trends und politische Optionen“. Die Forscher bescheinigen darin dem Land insgesamt eine positive wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren, vor allem im Berliner Umland. Sie warnen aber vor zunehmenden demografischen Problemen in mehreren Gebieten, vor allem im Bereich Spreewald-Lausitz. „Es gibt kaum Landkreise, die eine völlig weiße Weste haben“, sagte IW-Direktor Prof. Dr. Michael Hüther. „In Berlin-fernen Regionen fehlen oft junge, qualifizierte Menschen, zudem ist die Infrastruktur oft nicht auf der Höhe der Zeit. Vor allem die Breitband-Versorgung in Brandenburg muss nahezu flächendeckend verbessert werden.“ Im Moment sei ein deutliches Stadt-Land-Gefälle zu beobachten.

Überall gebe es aber das Potenzial für eine gute Entwicklung, fügte Prof. Hüther hinzu. „Keine Region ist chancenlos. Die Politik muss eine aktivere Rolle spielen als bislang, dann wird auch der  ländliche Raum wieder attraktiver.“ Als Beispiel nannte er mehr Spielraum für die Kommunalfinanzen, damit die Daseinsvorsorge vor Ort wieder gestärkt werden könne.

Die Unternehmensverbände halten vor diesem Hintergrund einen beschleunigten Ausbau der Verkehrsverbindungen für notwendig, damit die Menschen mobiler werden. Dazu gehöre auch, dass stillgelegte Schienenstrecken wieder in Betrieb genommen werden.

80 Prozent weniger Kosten bei Glasfaser-Verlegung

Als das wichtigste Thema für die Wirtschaft bezeichnete der Spitzenverband die Versorgung mit Breitband-Internet. Der Ausbau könne billiger und besser werden, wenn Glasfaserkabel auf Masten statt wie bislang unterirdisch verlegt würden. „Das könnte die Kosten um 80 Prozent drücken, und schneller ginge es obendrein“, schlug Amsinck vor. Um dieses Thema und die digitale Transformation insgesamt müsse sich im Kabinett ein Digitalminister oder eine Digitalministerin kümmern, der die Projekte aller Ressorts koordiniere und vorantreibe.

Für die Zukunft der Unternehmen sei zudem der Fachkräfte-Nachwuchs zentral, erklärte die UVB. In Brandenburg gehen rund 200.000 Beschäftigte zwischen 55 und 64 Jahren in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Die Jahrgänge der heute 15- bis 24-Jährigen seien aber zahlenmäßig nicht einmal halb so stark, hier drohe eine große Lücke. „Deshalb ist es umso schmerzhafter, dass Stand heute 4.700 betriebliche Ausbildungsplätze noch immer unbesetzt sind“, befand Amsinck.  Es gelte, die jungen Menschen besser auf das Berufsleben vorzubereiten. „Wir brauchen dringend mehr Qualität in den Schulen, Berufsschulen und Oberstufenzentren, auch für die digitale Bildung. Die Mittel aus dem Digitalpakt stehen dafür bereit – jetzt geht es darum, sie sinnvoll zu nutzen.“

Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) sind die Stimme der Wirtschaft in der Hauptstadtregion. Wir stehen für 60 Mitgliedsverbände aus allen wichtigen Branchen, von der Autoindustrie bis zur Startup-Branche. Als Landesvereinigung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und Landesvertretung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) setzen wir uns für die Belange der regionalen Wirtschaft auf Bundesebene ein. Unser ordnungspolitisches Leitbild ist die Soziale Marktwirtschaft mit einem funktionierenden Wettbewerb. Für uns sind unternehmerische Freiheit, ökonomische Leistungsfähigkeit und Verantwortung für das Gemeinwohl untrennbar miteinander verbunden.

Die Zukunft der Regionen in Brandenburg

Wirtschaft, Demografie, Infrastruktur

Sonderstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)

Ihr Ansprechpartner zum Thema Infrastruktur und Digitalisierung

Sven Weickert; UVB; Geschäftsführung
Geschäftsführer
Sven
Weickert
Telefon:
+49 30 31005-141
Telefax:
+49 30 31005-240
E-Mail:
Weickert [at] uvb-online.de

Ihr Ansprechpartner zum Thema Arbeitsmarkt und soziale Sicherung

Alexander Schirp, UVB, stv. Hauptgeschäftsführer, Unternehmensverbände, Berlin, Brandenburg
Hauptgeschäftsführer
Alexander
Schirp
Telefon:
+49 30 31005-101
Telefax:
+49 30 31005-160
E-Mail:
Schirp [at] uvb-online.de

Pressekontakt

Carsten Brönstrup
Abteilungsleiter Presse und Kommunikation, Pressesprecher
Carsten
Brönstrup
Telefon:
+49 30 31005-114
Telefax:
+49 30 31005-166
E-Mail:
Broenstrup [at] uvb-online.de