21.07.16Potsdam

10.000 Ausbildungsplätze für Brandenburg

Wirtschaft, Gewerkschaften, Arbeitsagentur und Politik wollen Betriebe und Jugendliche für die duale Ausbildung begeistern

Der „Brandenburgische Ausbildungskonsens“ als gemeinsame Plattform zur Stärkung der dualen Berufsausbildung wird bis zum Jahr 2018 fortgeschrieben. Die Partner des Ausbildungskonsenses unterzeichneten heute auf Einladung von Ministerpräsident Dietmar Woidke in Potsdam eine gemeinsame Erklärung über die zukünftigen Schwerpunkte.

Sie bekräftigen ihr Ziel, dass jährlich mindestens 10.000 neue betriebliche Ausbildungsverträge in Brandenburg abgeschlossen werden, damit die Fachkräfte-Nachwuchssicherung gelingt. Außerdem soll sowohl die Zahl der unversorgten Jugendlichen als auch die der nicht besetzten Lehrstellen weiter gesenkt werden.

Die Unterzeichnung fand im Berufsbildungswerk Oberlinhaus und damit direkt in einem Ausbildungsbetrieb statt. Im Anschluss wurden dort 76 erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen feierlich verabschiedet. An der Zeremonie nahmen auch Ministerpräsident Woidke und Arbeitsministerin Diana Golze teil. Der Ausbildungskonsens besteht bereits seit 2003.
 
Im Land Brandenburg wurden im Jahr 2015 insgesamt 9.351 betriebliche Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das waren 166 mehr als im Jahr 2014. Auch die Zahl der angebotenen betrieblichen Lehrstellen stieg an: in 2015 waren es insgesamt 12.074, das waren 648 mehr als in 2014.
 
Ministerpräsident Woidke sagte: „Die duale Ausbildung ist in Brandenburg gut aufgestellt. So ist bei uns im Gegensatz zum Bundestrend im Vorjahr die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 1,4 Prozent gestiegen. Das ist auch ein Ergebnis der Arbeit aller am Ausbildungskonsens beteiligten Partner. Damit die Bilanz weiterhin gut bleibt, haben wir den Ausbildungskonsens für die nächsten Jahre an aktuelle Herausforderungen angepasst. Da ist zum einen die Aufgabe, viele junge Schutzsuchende in den Ausbildungsmarkt zu integrieren. Wir wollen aber auch die Angebote betrieblicher Ausbildungsstellen für junge Menschen mit Behinderung verbessern. Deshalb freue ich mich sehr, heute hier im Berufsbildungswerk Oberlinhaus 76 jungen Menschen zum Abschluss ihrer Ausbildung gratulieren zu können.“ Vor dem Hintergrund noch zahlreicher unbesetzter Ausbildungsplätze appellierte der Ministerpräsident zugleich an alle Jugendlichen, sich schnell um einen Ausbildungsplatz zu bewerben.
 
Arbeitsministerin Diana Golze erklärte: „Die Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt in Brandenburg bleiben weiterhin hoch, obwohl sich die Situation hier in den vergangenen Jahren komplett gewandelt hat – vom Bewerberüberschuss zum Bewerbermangel. Die Chancen junger Menschen, eine Lehrstelle in ihrem Wunschberuf in ihrer Heimat zu finden, waren noch nie so gut. Obgleich die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätze erfreulicherweise wieder zunimmt, fällt es aber immer noch etlichen ausbildungsinteressierten Jugendlichen schwer, eine passende Lehrstelle zu finden. Dieses Passungsproblem ist die zentrale Herausforderung auf dem Ausbildungsmarkt, das wir gemeinsam lösen müssen. Das Land Brandenburg braucht gut ausgebildete Fachkräfte. Der Bedarf wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Die duale Ausbildung ist auch ein wichtiger Beitrag zur Inklusion von jungen Menschen mit Behinderungen und zur Integration von jungen Geflüchteten.“
 
Die dreiseitige gemeinsame Erklärung des „Brandenburgischen Ausbildungskonsenses“ (Fortschreibung 2016-2018) unterzeichneten neben Ministerpräsident Woidke und Arbeitsministerin Golze auch Bildungsminister Günter Baaske, Wirtschaftsminister Albrecht Gerber, Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger, Beate Fernengel, Präsidentin der IHK Potsdam, Peter Kopf, Präsident der IHK Cottbus, Dr. Ulrich Müller, Präsident der IHK Ostbrandenburg, Robert Wüst, Präsident HWK Potsdam, Peter Dreißig, Präsident HWK Cottbus, Wolf-Harald Krüger, Präsident HWK Frankfurt (Oder), Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, Doro Zinke, Vorsitzende des DGB Bezirk Berlin-Brandenburg, Alexander Schirp, Geschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg, Thomas Schwierzy, Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe Land Brandenburg e.V.
 
Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit: „Eine Ausbildung ist der beste Start in ein selbstbestimmtes Leben, der Übergang von der Schule in den Beruf ist der entscheidende Schritt. Die jungen Menschen in Brandenburg haben gegenwärtig die Auswahl aus einer Vielzahl von freien Ausbildungsstellen. Die Arbeitsagenturen helfen Jugendlichen dabei, den richtigen Beruf für sich zu finden. Für Brandenburgs Zukunftsfähigkeit ist es wichtig, auch benachteiligten Jugendlichen die Chance auf eine betriebliche Ausbildung zu geben. Hier unterstützt die Bundesagentur für Arbeit z.B. durch die Finanzierung von Nachhilfeunterricht oder von sozialpädagogischer Betreuung.“
 
Doro Zinke, Vorsitzende des DGB Landesbezirk Berlin-Brandenburg: „Auch in Brandenburg bildet nur gut ein Fünftel der Betriebe aus. Dabei ist es eine Zukunftsfrage für die Region, dass die Unternehmen jungen Leuten berufliche Perspektiven in Brandenburg aufzeigen. Wir wünschen uns von den Arbeitgebern mehr Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft des eigenen Unternehmens – das heißt, zur Fachkräftesicherung Nachwuchs auszubilden und dabei auch schulisch schwächere Bewerber in den Beruf zu führen. Bei der Qualität der Ausbildung müssen einige Betriebe noch ran, um Auszubildende zu gewinnen und zu halten: Wir haben im Ausbildungsreport Jugendliche befragt, und drei Viertel der Azubis sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. Ein Viertel aber klagt über Mängel wie regelmäßige Überstunden und ausbildungsfremde Aufgaben, das muss besser werden.“
 
Alexander Schirp, Geschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg: „Der Ausbildungskonsens ist wichtiger denn je. Die Unternehmen brauchen jeden Jugendlichen mit Talent und Engagement. Das zeigt die steigende Zahl betrieblicher Ausbildungsverträge und ebenso die Zahl der noch unbesetzten Plätze. Den Unterricht an den Schulen schon früh stärker auf die Berufswelt auszurichten, ist daher der richtige Weg. Das bedeutet zum einen, dass es mehr Informationen über Schwerpunkte und Karrierechancen geben muss. Zum anderen muss die Digitalisierung von Leben und Arbeitswelt in der Schulinfrastruktur und in den Lehrplänen ankommen. Darüber hinaus sind viele Betriebe daran interessiert, Schülern einen Einblick in den Berufsalltag zu gewähren. Im Netzwerk Zukunft organisieren Wirtschaft und Gewerkschaften zusammen mit dem Land Brandenburg, dass Schulen und Betriebe zueinander finden.“
 
Dr. Ulrich Müller, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs des Landes Brandenburg: „Wichtig ist, dass in der Landesstrategie zur Berufs- und Studienorientierung alle Schulen in den Berufsorientierungsprozess einbezogen werden. Alle Schüler treten so mit der dualen Berufsausbildung in direkten Kontakt. Doch wir sehen insbesondere im Bereich der flächendeckenden Finanzierung von Aktivitäten und Fahrkosten noch Nachbesserungsbedarf. Ebenso mangelt es an ausreichenden Lehrkräften zur Umsetzung der Landesstrategie. Für einen verantwortungsvollen Umgang mit potenziellen Auszubildenden brauchen die Schulen Unterstützung.“
 
Robert Wüst, Präsident Handwerkskammertag Land Brandenburg: „Das Handwerk begrüßt eine strukturierte Berufsorientierung in allen Schulformen. Sie bildet eine wichtige Grundlage, die duale Berufsausbildung zu stärken. Wenn Brandenburgische Schüler besser auf den Einstieg in das Berufsleben vorbereitet werden, wird auch das Handwerk partizipieren. Der obligatorische Berufswahlpass und Potenzialanalysen für jeden Schüler an jeder Schule sind wichtige Bausteine. Notwendige Praxiserfahrungen gehören aber auch dazu. Dass der Ausbildungskonsens einen guten „Schulabschluss als zentrale Voraussetzung“ für einen erfolgreichen Berufseinstieg festschreibt, ist ein zentrales Anliegen der Wirtschaft. Eine hohe Ausbildungsqualität und Angebote für alle motivierten Lehrstellenbewerber sind wichtig, um die Fachkräftebasis in Brandenburg zu sichern.“
 
Bildungsminister Günter Baaske: „Der Konsens hat sich bewährt – und es ist gut, ihn konsequent fortzuführen. Unsere Landesstrategie zur Berufs- und Studienorientierung ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Zentraler Gedanke ist, die Berufs- und Studienorientierung individuell auf jede Schülerin und jeden Schüler auszurichten. Das ist im doppelten Interesse: Die Unternehmen können ihre Fachkräfte der Zukunft gewinnen und die Jugendlichen haben die Chance, schon früh den für sie besten Weg einzuschlagen. Es gibt bereits viele gute Ansätze: So sind aktuell 44 unserer Schulen als ‚Schule mit hervorragender Berufs- und Studienorientierung‘ ausgezeichnet und 60 Schulen in öffentlicher Trägerschaft setzen bereits das Praxislernen um.“
 
Wirtschaftsminister Albrecht Gerber: „Unsere Wirtschaft braucht ständig neue Fachkräfte – in großen Firmen genauso wie im Mittelstand, im Handwerk genauso wie in der Industrie oder im Dienstleistungsbereich. Die Unternehmen mit gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind es, die das wirtschaftliche Wachstum und den gesellschaftlichen Wohlstand sichern. Nur wenn die Unternehmen weiterhin ausbilden, werden auch künftig genügend gut qualifizierte junge Menschen in den Betrieben tätig sein können. In den 1990-er Jahren mussten viele junge Leute auf der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz ihre märkische Heimat verlassen. Inzwischen hat sich das Bild gewandelt: Früher standen die Arbeitssuchenden für gute Jobs Schlange, heute müssen die Betriebe etwas zu bieten haben, um engagierte und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an sich zu binden. Junge Menschen für eine berufliche Ausbildung und für die Region zu gewinnen, dazu bedarf es gemeinsamer Anstrengungen von Politik, Wirtschafts- und Sozialpartnern und Betrieben.“
 
Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger: „Für junge Leute, die ihren Lebensmittelpunkt auf dem Land suchen, bietet eine Ausbildung im Agrarbereich oder in einem Beruf in der Umwelttechnik beziehungsweise mit Umweltbezug die Chance, im Dorf zu bleiben. Inzwischen hat sich bei vielen herumgesprochen, dass die Grünen Berufe heute - wie andere Branchen auch - auf moderne Technik und modern Kommunikationsmittel angewiesen sind. Andererseits bestimmen Natur und Landschaft, Klima und Jahreszeiten, Biologie, Ökologie und Ökonomie diese Berufe. Wer sich darauf einlassen will, kann heute in Brandenburg unter einer interessanten Vielfalt von unterschiedlichsten Berufen auswählen. Wir brauchen gerade jetzt in unseren Agrarbetrieben, in denen die Generation derjenigen ausscheidet, die nach der Wende den Neuanfang gewagt hat, gute Nachwuchskräfte, um die Anforderungen, die von allen Seiten an die Landwirtschaft gestellt werden zu erfüllen und wettbewerbsfähig zu sein.“
 
Erklärtes Ziel aller beteiligten Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses ist die Stärkung der dualen Berufsausbildung. In der Gemeinsamen Erklärung heißt es: „Die Partner des Ausbildungskonsenses sehen angesichts des veränderten Bildungsverhalten junger Menschen, wie längerer Verbleib im Schulsystem und höhere Studierneigung die Notwendigkeit, um ausdrücklich in der Öffentlichkeit für das attraktive und zukunftsfeste duale Ausbildungssystem zu werben.“ Gemeinsam treten sie für eine gute Ausbildungskultur in den Brandenburger Unternehmen ein.
 
Aktuelle Ziele des Ausbildungskonsenses sind:
  • Konsequente Umsetzung der Berufsorientierung für alle Schülerinnen und Schüler
  • Weniger unversorgte Bewerberinnen und Bewerber
  • Weniger unbesetzte Ausbildungsstellen
  • Gute Qualität der betrieblichen Ausbildung
  • Inklusive Ausbildung
  • Maßnahmen für Zugewanderte öffnen
  • Digitale Kompetenzen in der dualen Ausbildung stärken
Der im Jahr 2003 gegründete Ausbildungskonsens ist ein Teil der Brandenburger Sozialpartnerschaft von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Landesregierung. Beteiligt sind die Landesregierung mit dem Ministerpräsidenten und dem federführenden Arbeitsministerium, den Ministerien für Bildung, Wirtschaft und Landwirtschaft sowie die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammern (IHK), die Handwerkskammern (HWK), der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) und der Landesverband der Freien Berufe Brandenburg (LFB). Die Arbeit des Konsens` wird aus Mitteln des Europäischen  Sozialfonds (ESF) und der Partner finanziert.
 
Im Oktober 2015 startete die Ausbildungsoffensive „Brandenburg will Dich! Hier hat Ausbildung Zukunft“. Gemeinsam wollen Landesregierung, Arbeitgeber, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Gewerkschaften, die Bundesagentur für Arbeit und weitere Partner die Berufsausbildung stärken.
 
Weitere Informationen unter www.ausbildungskonsens-brandenburg.de.
 
Gemeinsame Erklärung
Gemeinsame Erklärung des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses

Die Partner

Mehr Ausbildungsplätze und motivierte Auszubildende sollen her – das finden (v.l.) Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber, Marco Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam, Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus, Margit Kanitz, Geschäftsführerin Oberlin-Haus, Jörg Vogelsänger, Brandenburgs Agrar- und Umweltminister, Ulrich Müller, Präsident der IHK Ostbrandenburg, Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, Peter Kopf, Präsident der IHK Cottbus, Doro Zinke, Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, Dietmar Woidke, Ministerpräsident Brandenburgs, Diana Golze, Brandenburgs Arbeitsministerin, Robert Wüst, Präsident des Handwerkskammertags Brandenburg, Uwe Hoppe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Frankfurt (Oder), Günter Baaske, Bildungsminister Brandenburgs sowie Alexander Schirp, Geschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg. © Presseamt Brandenburg 2016
Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) sind die Stimme der Wirtschaft in der Hauptstadtregion. Wir stehen für 60 Mitgliedsverbände aus allen wichtigen Branchen, von der Autoindustrie bis zur Startup-Branche. Als Landesvereinigung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und Landesvertretung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) setzen wir uns für die Belange der regionalen Wirtschaft auf Bundesebene ein. Unser ordnungspolitisches Leitbild ist die Soziale Marktwirtschaft mit einem funktionierenden Wettbewerb. Für uns sind unternehmerische Freiheit, ökonomische Leistungsfähigkeit und Verantwortung für das Gemeinwohl untrennbar miteinander verbunden.

Ihre Ansprechpartner zum Thema Ausbildung

Alexander Schirp, UVB, stv. Hauptgeschäftsführer, Unternehmensverbände, Berlin, Brandenburg
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Berufs-, Schul- und Ausbildungspolitik
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