21.10.16Berlin

Vernetztes Lernen – Wie digital muss Bildung sein?

Ein Nachbericht zum UVB-Bildungsforum am 11. Oktober 2016

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir: Dieser alte lateinische Spruch hat heute mehr Relevanz denn je. Schule soll jungen Menschen nicht nur Fachwissen vermitteln. Sie soll vor allem auf ein selbstständiges und eigenverantwortliches Leben vorbereiten. In einer Welt, in der digitale Technologien zum Lebens- und Arbeitsalltag gehören, muss auch digitale Bildung zum Schulalltag werden. Das war der Ausgangspunkt einer intensiven Diskussion unter dem Titel „Vernetztes Lernen – Wie digital muss Bildung sein?“. Microsoft und Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg hatten – im Rahmen des Digitalen Bildungspaktes – ins Microsoft Atrium geladen.

Die Ankündigung von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, fünf Milliarden Euro für die digitale Ausstattung der Schulen bereitzustellen, kam für die Veranstaltung genau zum richtigen Zeitpunkt:  Das Podium, besetzt mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Industrie und EdTech-Startups war sich schnell einig: Es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Jetzt müssen sich Bund und Länder schnell auf einen gemeinsamen Umsetzungsfahrplan einigen. Denn die Zeit drängt.

Ohne digitale Infrastruktur keine digitale Bildung

Ein Blick auf die Zahlen zeigt den Nachholbedarf: Laut ICILS-Studie teilen sich hierzulande etwa 11,5 Schüler einen Computer. In Vorreiterländern für digitale Bildung, wie beispielsweise Norwegen, kommen auf einen Rechner gerade mal 2,4 Schüler. Selbst in Berlin, der Startup- und Innovationsregion in Deutschland, herrscht in 300 der öffentlichen Schulen noch Kreidezeit – Smartboards Fehlanzeige. Es ist hier auch nicht damit getan, dass Unternehmen ihre ausgemusterten Computer Schulen spenden. Im Gegenteil, dies ist oft kontraproduktiv, zementiert es doch eine Netzwerk-Struktur, die wartungsintensiv und teuer ist. Worauf es ankommt, sind eine schnelle Internetverbindung (idealerweise im Gigabit-Bereich) sowie eine leistungsfähige, sichere, wartungsarme Infrastruktur. Moderne Strukturen – eine zentrale Schulcloud etwa, wie sie das Hasso-Plattner-Institut Potsdam vorschlägt – könnten hier eine Lösung sein.

Wandel beginnt in den Köpfen

Neue Konzepte braucht es auch in den Lehr- und Lernmethoden. „Analoge“ und „digitale“ Bildung sollten sich sinnvoll ergänzen. Beide Bereiche müssen zusammenwachsen und zum integralen Bestandteil der Ausbildung angehender sowie der Weiterbildung bestehender Lehrkräfte werden. Denn dagegen gibt es Widerstand, wie die jüngsten Aussagen des Deutschen Lehrerverbandes zeigen, der erst kürzlich vor Kollateralschäden durch Wankas Digitalisierungsprogramm warnte und „Häppchenwissen“ statt echter Bildung befürchtet. Wir müssen uns ernsthaft mit den Vor- und Nachteilen digitaler Lernmethoden befassen – so auch der Tenor des Podiums. Zugleich aber darf Schule nicht die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler ausblenden.

Wir leben heute in einer durch Medien wesentlich mitbestimmten Welt. Zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen zwischen acht und vierzehn Jahren nutzen ein Smartphone. Als Digital Natives wachsen sie mit den neuen Technologien auf und integrieren sie ganz selbstverständlich in ihren Alltag. Die bloße Mediennutzung aber befähigt jedoch nicht zum kompetenten Umgang mit ihnen. Hier müssen die Schulen ansetzen. Als Baustein im individuellen Lebensweg sollten sie Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Erwartungen der Arbeitswelt vorbereiten. Dazu gehört heute auch der intelligente Umgang mit digitalen Medien, das heißt die Kompetenz selbstständig zur Problemlösung geeignete Medien auszuwählen und auch in Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit fit zu sein.

Die Lehreraus- und -weiterbildung wird so zur tragenden Säule des digitalen Wandels in unserem Bildungssystem. Die fünf Milliarden aus dem Digital-Pakt sind eine große Chance für unsere Schulen, sich auf den Weg in die digitale Zukunft zu machen. Doch echter Wandel erfordert zudem ein neues Verständnis der Lehrerrolle. Lehrerinnen und Lehrer sind auch in der digitalen Welt die wichtigsten Lotsen durch die Wissenslandschaften.  

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