25.01.17

Berlin auf dem Weg zur Vier-Millionen-Stadt

Doch ist die Stadt dem Wachstum auch gewachsen?

Berlins Anziehungskraft ist seit Jahren ungebrochen: für Studenten und Berufstätige, Senioren und etliche Zuwanderer aus dem Ausland. Allein in den vergangenen sechs Jahren ist die Hauptstadt um rund 200.000 Einwohner gewachsen, also um eine mittlere Großstadt, wie Philipp Deschermeier vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) sagt. Der Demograf geht in einer Prognose davon aus, dass Berlin bis 2035 die Vier-Millionen-Marke überschreiten wird. Auch der Berliner Senat rechnet mit einem weiterhin starken Bevölkerungswachstum und rund 3,8 Millionen Menschen bis zum Jahr 2030.

Doch ist Berlin dem Wachstum auch gewachsen? Die Stadt müsse Strukturen schaffen, um weiter viele Menschen aufnehmen zu können, sagt nicht nur Deschermeier. Schon jetzt ist Berlin – wie andere deutsche Großstädte – für seinen angespannten Wohnungsmarkt bekannt. „Der Wohnungsmarkt ist die wichtigste Stellschraube“, weiß der Ökonom. Andernfalls komme ein Kreislauf in Gang, der nicht nur den Zuzug, sondern vor allem Jobchancen und Innovationskraft bremsen könnte.

Berlin zieht an – besonders Gründer und Kreative

Gerade für viele junge Menschen ist Berlin attraktiv – als hippe Metropole und Gründerstadt. In keiner anderen europäischen Stadt wird so viel Wagniskapital in Startups investiert wie hier. Nicht zu vergessen sind die vielen Kunstschaffenden aus der Kreativszene sowie Studenten und Azubis. Ein Großteil der Neuankömmlinge findet schnell eine neue Arbeit. Allein von Oktober 2015 bis Oktober 2016 kam alle zehn Minuten eine zusätzliche Stelle hinzu.

Das Wichtigste für die Neuankömmlinge: bezahlbarer Wohnraum. Stünden nicht genügend Wohnungen zur Verfügung, bedeute dies im ungünstigsten Fall weniger kreative Köpfe, weniger besetzte Arbeitsplätze, weniger Wirtschaftskraft, macht IW-Ökonom Deschermeier deutlich. Diese Dringlichkeit hat auch der neue Berliner Senat erkannt und sich die Erweiterung des Wohnungsmarktes auf die Fahne geschrieben. Gleich nach besten Bildungschancen für alle kommt der Koalitionsvertrag auf den bezahlbaren Wohnraum zu sprechen. Zudem soll die weitere Infrastruktur ausgebaut werden: So will die neue Regierung in Kitaplätze, Schulen, Pflegeangebote und den öffentlichen Nahverkehr investieren.

Deutlich mehr Pendler

Letzterer ist die „zweitwichtigste Basis einer wachsenden Stadt“, erläutert Deschermeier. Je mehr Menschen in Berlin leben, umso mehr müssen transportiert werden – mit einem größeren Netz und „vielleicht auch mit einer engeren Taktung“.

Die UVB hat in diesem Zusammenhang immer auf eine enge Zusammenarbeit mit Brandenburg hingewiesen. "In den letzten 10 Jahren sind die Pendlerbewegungen zwischen Berlin und Brandenburg um gut 40 Prozent gestiegen. Das sind täglich 130.000 Menschen mehr. Deshalb benötigen wir einen Ausbau der Straßen und Schieneninfrastruktur zwischen Berlin und dem Berliner Speckgürtel", betont UVB-Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck.

So greifen am Ende alle Faktoren ineinander – ob Wohnungsmarkt, Nahverkehr, die gesundheitliche Versorgung, Kita- oder Pflegeplätze. Sie beflügeln oder hemmen sich gegenseitig. Sollte Berlin nicht mit dem Wachstum mithalten, „könnte es perspektivisch dazu führen, dass sich das Wanderungsphänomen dreht“, warnt Deschermeier.

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