Arbeitgeber setzen auf mehr Facharbeiterinnen und Ingenieurinnen
Anlässlich des sogenannten „Equal Pay Days“ am 18. März haben die Unternehmen in Berlin und Brandenburg dazu aufgerufen, nicht die Arbeitgeber für Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern verantwortlich zu machen. „Die Berufswahl und Erwerbsunterbrechungen sind die wichtigsten Gründe für die Lohnunterschiede. Es ist falsch, der Wirtschaft den Schwarzen Peter zuzuschieben“, sagte am Freitag Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB).
Er verwies auf das Beispiel Brandenburgs, wo die unbereinigte Entgeltlücke laut dem Statistischen Landesamt aktuell lediglich bei vier Prozent liegt. Das ist der zweitniedrigste Wert aller Bundesländer. „In der Mark ist die Kinderbetreuung gut ausgebaut, außerdem ist es hier selbstverständlicher als in anderen Regionen, dass Frauen in technischen Berufen arbeiten.“ Das zeige auch, dass das Entgelttransparenzgesetz von Familienministerin Manuela Schwesig keinen Lösungsbeitrag biete und nur unnötige Bürokratie schaffe.
In Berlin ist der unbereinigte Lohnunterschied 2016 auf 14 Prozent (2015: 15 Prozent) gesunken. Berücksichtige man die unterschiedlichen Qualifikationen und Tätigkeiten von Frauen und Männern sowie familienbedingte Erwerbspausen, verschwinde die Lücke nahezu vollständig, erklärte Amsinck weiter. Das zeigten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes und des Instituts der deutschen Wirtschaft. Gesellschaft und Politik müssten sich intensiver darum kümmern, gleiche Chancen und Möglichkeiten für die Geschlechter zu schaffen.
„Wir ermutigen junge Frauen seit Jahren zu einer Karriere als Facharbeiterin oder als Ingenieurin. Mit dem Infotruck der Metall- und Elektroindustrie etwa werben wir intensiv für die zahlreichen Berufe der Branche, die überdurchschnittliche Verdienstchancen bieten“, erklärte der UVB-Hauptgeschäftsführer. Im Rahmen einer umfassenden Berufsorientierung in der Schule müssten Mädchen zudem lernen, dass es attraktive Alternativen zu den klassischen Dienstleistungsberufen gibt, die von ihnen bislang bevorzugt werden. Nötig ist nach Ansicht der Wirtschaft zudem eine bessere und flächendeckende Kinderbetreuung, damit sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen. „Das Entgelttransparenzgesetz wird dagegen an der statistischen Lohnlücke überhaupt nichts ändern“, befand Amsinck.