01.12.16Düsseldorf

Hochschulfinanzierung in Deutschland – Starke Länder tun zu wenig

Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung untersucht die Studie "Inventur der Finanzierung des Hochschulsystems. Mittelflüsse, Kontroversen und Entwicklungen im letzten Jahrzehnt" die Hochschulfinanzierung in Deutschland in den Jahren von 2004 bis 2013. Dabei kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Hochschulfinanzierung besser ist, als oft angenommen.

Insgesamt flossen im Jahr 2013 rund 33,6 Milliarden Euro in das Hochschulsystem. Davon gingen 29,4 Milliarden Euro direkt an die Hochschulen und 4,2 Milliarden Euro flossen in die Förderung von Studierenden und Wissenschaftlern. Die Studie weist nach, dass auch der Bund und die Europäische Union im Betrachtungszeitraum die Förderung deutlich gesteigert haben. So machten Bundesmittel 2013 insgesamt rund 9,5 Milliarden Euro (28 Prozent) der gesamten Finanzierung des Hochschulsystems aus. Somit hat der Bund seinen Beitrag in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt.

Insgesamt stieg die Grundfinanzierung der Hochschulen in den vergangenen zehn Jahren bundesweit um knapp 30 Prozent an. Aufgrund steigender Studierendenzahlen (+ 28 Prozent) führten die Zuwächse jedoch kaum zu einer besseren Finanzierung des Hochschulsystems.

Starke Länder tun zu wenig

Ein Defizit sieht die Studie in der ungleichen Verteilung der Last zwischen den Ländern. Besonders die Stadtstaaten tragen eine überproportionale Last. So geben beispielsweise Berlin, Bremen und Hamburg bei den Hochschulausgaben pro Einwohner am meisten aus. Am unteren Ende liegen bei diesem Vergleich Brandenburg, Mecklenburg‐Vorpommern, Sachsen, Schleswig‐Holstein und Thüringen.

Auch beim Anteil der Nicht-Landeskinder unter den Studierenden stechen zwei Stadtstaaten heraus. Der Anteil der Studierenden mit einer Hochschulzugangsberechtigung aus einem anderen Bundesland stieg in Berlin von 53,1 Prozent im Jahr 2004 auf 58,1 Prozent im Jahr 2013 an. Bremen verzeichnete 2013 sogar einen Anteil von 67,8 Prozent. In Bayern hingegen ist der Anteil von Studierenden mit einem Abitur aus einem anderen Bundesland vergleichsweise niedrig (2004: 29,6 Prozent und 2013: 29,7 Prozent). Den höchsten Anteil verzeichnete Brandenburg mit 69,2 Prozent (der Bundesschnitt lag 2013 bei 50,4 Prozent).

Besonderes Engagement zeigten Berlin, Mecklenburg‐Vorpommern, Sachsen‐Anhalt und Thüringen. Im Verhältnis zu ihrem jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP) weisen diese Länder überdurchschnittlich hohe Hochschulausgaben auf. Setzt man diese in Bezug zu der im Bundesvergleich wirtschaftlichen Leistungsschwäche der Länder, legten diese einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer Ausgaben im Hochschulbereich.

Schlusslicht Brandenburg

Brandenburg muss in Sachen Hochschulfinanzierung Kritik einstecken: Als bundesweites Schlusslicht gibt das Land pro Kopf nur 129 Euro für Hochschulen aus (der Bundesschnitt liegt bei 224 Euro). Entsprechend liegt auch der durchschnittliche Anteil der Hochschulfinanzierung am BIP mit 0,56 Prozent unter dem Bundesschnitt von 0,69 Prozent. Das Fazit der Autoren spricht Brandenburg zwar eine Verbesserung der Hochschulfinanzierung in den letzten Jahren zu, sieht aber noch großen Aufholbedarf. Nach Ansicht der Autoren wird es noch lange dauern wird, bis Brandenburg zu den anderen Ländern aufschließen kann.

Die Studie "Inventur der Finanzierung des Hochschulsystems. Mittelflüsse, Kontroversen und Entwicklungen im letzten Jahrzehnt" steht auf den Seiten der Hans-Böckler-Stiftung zum Download bereit.