Mehr Langstrecke für die Hauptstadtregion

Deutschlands Teilung hält an – zumindest im Flugverkehr. Von 195 Langstreckenverbindungen in alle Welt starten nur sechs von Berlin aus. Aus allen östlichen Bundesländern heraus sind es acht. Das soll sich ändern: Eine neue Initiative der Wirtschaft in Berlin und Brandenburg fordert eine bessere internationale Anbindung der Hauptstadtregion an das Flugnetz. Die Bundesregierung solle dafür die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, fordern die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Berlin, der Deutsche Gewerkschaftsbund Berlin-Brandenburg, die Industrie- und Handelskammern Berlin, Cottbus, Ostbrandenburg und Potsdam sowie visitBerlin.

Berlin boomt - ist aber schlecht erreichbar

Hauptstädte anderer Länder sind oft die Zentren des Luftverkehrs im jeweiligen Land. Hinter Metropolen wie London (155 Langstreckenverbindungen) und Paris (137) bleibt Berlin (6) aber deutlich zurück. Für Geschäftsreisende, nationale und internationale Politiker, Botschaftsvertreter und Wissenschaftler bedeutet der Zwang zum Umsteigen einen enormen Zeitverlust.

Berlin und Brandenburg sind die am schnellsten wachsende Region Deutschlands. Seit 2005 ist die Wirtschaftsleistung Berlins um 30 Prozent gestiegen, in Brandenburg waren es 17 Prozent. Die Hauptstadt zählt zu den wichtigsten Messe- und Kongresszentren weltweit. Nirgends in Deutschland gibt es mehr Einrichtungen von Wissenschaft und Forschung. Die boomende und international geprägte Startup-Szene und die zunehmende Bedeutung des Exports für die Firmen der Region bedeuten ein enormes Nachfrage-Potenzial.

Asien und Arabien als attraktive Ziele

Hinzu kommt der Tourismus: Berlin ist das drittwichtigste Reiseziel Europas nach London und Paris. „Nur mit Hilfe von zusätzlichen Langstrecken-Verbindungen, beispielsweise in die wichtigen Märkte Asiens; ist es Berlin möglich, den Tourismus quantitativ und qualitativ auszubauen“, sagt UVB-Vizepräsident Christian Andresen, zugleich Präsident des Dehoga Berlin.

Etliche internationale Fluggesellschaften interessieren sich bereits für weitere Langstreckenverbindungen in die Hauptstadtregion. Gefragt ist aber zunächst der Bund – er regelt in bilateralen Abkommen mit anderen Staaten die Luftverkehrsbeziehungen. Noch fehlen weitere Flugrechte für Berlin und Brandenburg, sie gilt es nun rasch auszuhandeln. Im Vergleich zu anderen deutschen Wirtschaftszentren – Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, München – sind Berlin und Brandenburg zu wenig berücksichtigt.

Neue Langstreckenverbindung wirkt wie Ansiedlung eines Konzerns

„Die Etablierung neuer interkontinentaler Flugverbindungen hat für die Wirtschaft einen ähnlich positiven Effekt wie die Ansiedlung eines Großunternehmens“, sagt Beatrice Kramm, Präsidentin der IHK Berlin. Im Schnitt sorgt jedes Langstreckenflugzeug für einen Ticket-Umsatz von allein 84 Millionen Euro im Jahr. Zudem schafft es rund 220 direkte Arbeitsplätze. Hinzu kommen die weiteren volkswirtschaftlichen Effekte: einfacherer Außenhandel, bessere weltweite Vernetzung der Unternehmen, höhere Attraktivität für ausländische Fachkräfte, stärkerer Austausch in der Wissenschaft – und letztlich mehr Direktinvestitionen. „Gleichzeitig stärkt ein international gut angebundener Flughafen BER die strukturelle Basis ganz Ostdeutschlands, speziell der gerade einmal eine Autostunde entfernten Lausitz“, fügt Christian Hoßbach hinzu, der Vorsitzender DGB Berlin-Brandenburg.