07.08.23Berlin

„Noch weniger Arbeitszeit geht nicht“

UVB-Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck wendet sich gegen eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich

Inflation, Krieg, Energie, Bürokratie – an hartnäckigen Problemen mangelt es der Wirtschaft derzeit wahrlich nicht. Schwaches Wachstum und sinkende Direktinvestitionen kommen hinzu. Und dann ist auch noch die Idee einer Vier-Tage-Woche in der aktuellen Debatte.

Was mit einer Vier-Tage-Woche genau gemeint ist, wird aber selten konkret erklärt. Soll die bisherige Wochenarbeitszeit von fünf auf vier Tage umverteilt werden? Das lassen die Gesetze und die einschlägigen Tarifverträge bereits heute zu. Arbeitszeitmodelle, bei denen an vier Tagen jeweils bis zu zehn Stunden gearbeitet wird, sind bereits heute gängige Praxis in vielen Betrieben. Sie passen allerdings nicht für alle Branchen und Unternehmen.

Doch offenbar wollen die Befürworter einer Vier-Tage-Woche die Arbeitszeit generell verkürzen – und das auch noch bei vollem Lohnausgleich. Hier wäre für die Wirtschaft eine Grenze überschritten. Denn damit würden die Arbeitskosten für unsere Unternehmen erheblich steigen, und das Arbeitsvolumen würde zugleich deutlich zurückgehen. Beides wäre nicht gut für die internationale Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts, die ohnehin unter Druck steht.

Angesichts des demografischen Wandels und der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung können wir uns das nicht leisten. Schon heute mangelt es allerorten an Arbeitskräften. Wenn die Babyboomer in Rente gehen, verschärft sich dieser Trend noch weiter. Zudem liegt die Jahresarbeitszeit in Deutschland bereits heute so niedrig wie in keinem anderen Industrieland. Diese Entwicklung durch eine Verkürzung der Arbeitszeit auf eine Vier-Tage-Woche noch zu verstärken, ist eindeutig der falsche Weg.

Zur Kolumne im "Tagesspiegel"

Die Kolumne "In der Lobby" mit Beiträgen von Stefan Moschko, Christian Amsinck und anderen findet sich hier.

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