Die Leere bei den Lehrern
An Berlins Berufsschulen fehlen Dutzende Lehrkräfte. Der Engpass war lange absehbar. Nun versucht der Senat, die Lücke mit Quereinsteigern zu füllen. Doch eine Dauerlösung ist das nicht.
Den Berliner Berufsschulen fehlt der Nachwuchs. Weil ausgebildete Lehrer fehlen, stehen immer mehr Quereinsteiger an der Tafel. Nach Erkenntnissen der Berliner Senatsverwaltung für Bildung unterrichteten 2010 nur zehn Quereinsteiger an den Berufsschulen, 2015 waren es schon 78. Und es ist kein Ende dieses Trends in Sicht.
Das strukturelle Problem, für genügend Nachwuchs an den Berufsschulen zu sorgen, beginnt bereits an den Hochschulen. „In technischen Disziplinen wie Elektrotechnik oder Mechatronik haben wir zu wenige Studierende, die später als Berufsschullehrer arbeiten wollen“, sagt UVB-Ausbildungsexperte Thoralf Marks. In anderen Bereichen würden einige Berufsschulfächer an den Berliner Hochschulen erst gar nicht angeboten.
Diese Entwicklung hat nach Einschätzung von Fachleuten nicht nur negative Folgen, auch wenn Quereinsteiger dauerhaft keine Lösung für den Engpass sind. Quereinsteiger können im Unterricht ein Gewinn sein, wenn sie viele Erfahrungen aus der Praxis einbringen. Anderseits brauchen sie oft viel Unterstützung, um sich ins Unterrichten einzufinden – und auch durchzuhalten.
Lehramtsstudiengänge für Berufsschulen stärken
Für die einzelnen Berufsschulen bedeutet das im Zweifel sehr viel Aufwand, denn jeder Quereinsteiger ist anders: Manche sind jung, andere haben viel Berufserfahrung. Einige Quereinsteiger kommen mit völlig falschen Vorstellungen und geben dann nach kurzer Zeit wieder auf, so dass sich die Berufsschulen erneut um Personal kümmern müssen.
„Über Jahre konnte dieses Problem mit der Anziehungskraft Berlins überdeckt werden, weil die Hauptstadt Berufsschullehrer aus anderen Bundesländern anzog“, erklärt Marks. Doch der Bedarf an Berufsschullehrern ist stetig gestiegen – und damit auch die Zahl der Quereinsteiger.
Deswegen fordert die UVB, die Lehramtsstudiengänge für Berufsschulen an den Hochschulen deutlich zu stärken und die Laufbahn als Lehrkraft langfristig attraktiver zu machen. „Es geht nicht nur um die Bezahlung an Berufsschulen“, sagt Marks. Auch mit einer modernen IT-Ausstattung, modernen Vermittlungsformen und einer personell gut aufgestellten Lehrerschaft werden Berufsschulen für junge Studierende interessanter.
Kurz- und mittelfristig braucht es jedoch unkonventionelle und kreative Lösungen. „Wir müssten prüfen, inwieweit wir beispielsweise die fachlichen Qualifikationen von Meistern und Technikern rascher anerkennen können“, sagt Marks. Auch schrecke einige Quereinsteiger ab, für den Lehrer-Beruf ein zweites Fach nachstudieren zu müssen.